Die Baumschere war schon in vollem Gange, als Heidens Bürgermeister Dr. Patrick Voßkamp zum Ortstermin „Lebensraumaufwertung“ in der Bauerschaft Nordick (Kreis Borken) erschien: Eine alte Weidenhecke wurde nach vielen Jahren endlich wieder auf den Stock gesetzt. Alle paar Meter wurden dazu die Stämme gekappt und das Strauchwerk locker aufgeschichtet, um künftig mehr Licht ins Dunkel zu bringen und mit den Baumschnitt-Haufen zahlreichen Tierarten Deckung zu geben. Das hat System: „Die Wasserfläche im Inneren der Hecke bekommt Licht, Amphibien können nicht nur laichen, sondern endlich auch wieder ihre geliebten Sonnenbäder nehmen. Und die Offenlandarten wie Rebhuhn oder Hase finden endlich wieder Deckung und sicheren Brutraum“, so Hendrik Specht. Er begleitet dieses LEPUS-Projekt für die Stiftung Westfälische Kulturlandschaft. Die Initiative dazu hatte Hegeringsleiter und Jagdrevierpächter Martin Derijck: „Als Jäger müssen wir für das Wild in unserer Landschaft sorgen“, ist Derijck überzeugt und wandte sich zunächst an die Stiftung, die entsprechende Vorschläge für geeignete Flächen in Heiden machen konnte. Schnell war auch Bürgermeister Voßkamp von der guten Sache überzeugt. Jetzt beteiligt sich auch die Kommune bei der Maßnahmenumsetzung.
Vor Ort wird eine kleine Wasserfläche im Inneren der Hecke entschlammt – vorsichtig, damit die Bodenstruktur keinen Schaden nimmt. Das Ensemble mit umliegenden Weiden war vor etlichen Jahren angelegt worden. „Anfangs bieten die kleinen Pflanzen noch Deckung, aber die Weide als Pionierart wächst sehr schnell und ist nach einigen Jahren im Kronenbereich sehr dicht und unten zu licht, um Rebhühnern, Goldammern, Feldhasen oder anderen Offenlandarten Unterschlupf zu bieten“, so LEPUS-Projektleiter Hendrik Specht. Also werden die umstehenden Weiden auf den Stock gesetzt, aber nicht alle, sondern abschnittweise. Denn der hohe Baumbestand zwischendrin bietet auch wieder Struktur und erhält den wertvollen Blühaspekt der Weiden gerade für seltene Wildbienen.
Nachdem die Baumschere an diesem Vormittag Anfang Februar ganze Arbeit geleistet hat, ist dieser Lebensraum wieder strukturreich – Wasser, Dickicht, Baumbestand und Totholz: Platz, Deckung und Nahrung für Insekten, Vögel und Bodenbewohner. Und: Dieser Bereich wertet damit auch die Umgebung, eine weite Ackerfläche, auf. „Dies ist ein Paradebeispiel für gelungene Lebensraumaufwertung – Viel Nutzen auf wenig Raum“, freuen sich Projektleiter Specht und Hegeringleiter Derijck.