Rund 20 Rebhühner hat Landwirt Rickert-Schulte aus Weckinghausen (Kreis Soest) im vergangenen Jahr auf seiner Blühfläche in Hofnähe gezählt. Ein guter Start. Immerhin hat er die mehrjährigen Saaten erst wenige Monate zuvor eingesät. Aber die bedrohte Offenlandart fühlt sich auf den 12oo Quadratmetern rundum wohl. So soll es sein. Was auf kleinen Flächen geht, geht auch in größeren Dimensionen. Davon ist der Erwitter überzeugt – und hat für nächstes Jahr stattliche 220 ha des Jagdbezirks Weckinghausen ins Auge gefasst, auf denen er dem vom Aussterben bedrohten Rebhuhn, aber auch vielen anderen Offenlandarten wie Feldhase, Feldlerche, Kiebitz & Co. Flächen für Nahrung, Deckung  und Brut zur Verfügung stellen will. Dafür braucht er Mitstreiter. „Ich möchte 8 – 10 Landwirte ins Boot holen, die Flächen bewirtschaften, die sich für Maßnahmen eigenen“, so der engagierte Revierinhaber. Beraten wird der Landwirt, der zugleich CDU-Stadtverbandsvorsitzender in Erwitte ist, von Sven Nadolny von der Stiftung Westfälische Kulturlandschaft. Der Landschaftsarchitekt berät den Landwirt zum Projekt „LEPUS – Lebensräume erhalten, planen und schützen.“

In dem Projekt engagieren sich Landwirtschaft, Jägerschaft und Naturschutz für den Schutz der heimischen Arten in Feld und Flur mit dem Ziel, die Lebensraumbedingungen für die Offenlandarten zu verbessern und die Biodiversität in der heimischen Kulturlandschaft zu steigern.
Für die Flächen von Hubertus Rickert-Schulte wird ein „Lebensraumkonzept“ erstellt und biotopverbessernde Maßnahmen erarbeitet. In einem ersten Schritt werden vorhandene Lebensräume auf Acker und Grünland, Hecke, Waldrand und Gewässer hinsichtlich ihrer ökologischen Funktion geprüft. So geben Grenzlinien und Größenstruktur der Acker- und Grünlandschläge wichtige Hinweise auf die Qualität als Lebensraum. Gut nutzbar und ökologisch hochwertig sind etwa wenig genutzte grüne Feldwege mit angrenzender artenreicher Saumvegetation. Weniger nutzbar hingegen sind etwa Waldränder mit direkt angrenzenden befestigen Wegen oder lückige Hecken ohne Versteckmöglichkeiten.
Auf der Grundlage dieser Einschätzung werden für jeden Landschaftsausschnitt individuell örtliche Maßnahmenkonzepte entwickelt mit dem Ziel, ein Netz ganzjährig verfügbarer Lebensräume als Brut-, Setz- und Nahrungsplatz mit ausreichender Deckung zu schaffen. „Hierzu eigenen sich beispielweise die Anlage von Blühflächen, die Umsetzung auf extensive Bewirtschaftungsweisen auf Acker und Grünland oder die Pflege von Feldhecken und Kleingewässern“, so Nadolny. Die Umsetzung erfolgt dabei auf rein freiwilliger Basis, etwa im Rahmen sogenannter Greening-Verpflichtungen oder geförderter Agrarumweltmaßnahmen.
In Weckinghausen wird ein Schwerpunkt auf der Verbesserung von Deckungs- und Nahrungsflächen im Bereich der Ackerflächen liegen. Ziel ist es, ökologische wirksame Strukturen in die intensiv genutzte Agrarlandschaft zu bringen und diese praktikabel in die landwirtschaftlichen Betriebsabläufe zu integrieren. „Auf einem Acker habe ich mittendrin 2500 Quadratmeter Blühfläche angelegt. Der Aufwand ist sehr groß. Aber die Maßnahme ist auch sehr effektiv!“, weiß der Landwirt.

Im gesamten Kreis Soest werden aktuell mehr als 10 Landschaftsausschnitte durch das LEPUS NRW Team beraten und in Kürze die ersten Maßnahmen umgesetzt.